Heimatverein Bubenreuth e. V.

Unser Ort hat Tradition - wir pflegen sie

Das Madamehaus

Im April 2014 schloss der Verein der Buben­reuther Philister e.V. mit dem Heimatverein Bubenreuth einen Vertrag über das Madamehaus. Die Burschenschaft verleiht es unentgeltlich an den Heimatverein Bubenreuth und im Gegenzug verpflichtet sich der Heimatverein, welcher darin ein Museum aufbauen will, das Haus so zu renovieren, dass es dem Gesamtensemble „Mörsbergei“ entspricht.

Seit dieser Übernahme erhält der Heimatverein des öfteren die Frage: „Warum trägt dieses Haus den Namen Madamehaus?“ Wir sind dieser Frage nachgegangen und haben mit Unterstützung der Burschenschaft in den geschichtlichen Archiven geblättert und folgendes gefunden:

In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember 1931 starb Nannette Karoline Mörsberger und wurde auf dem Martinsbühler Friedhof zur letzten Ruhe bestattet. Die Burschenschaft der Bubenreuther gab ihr mit Fahne und Chargierten das Geleite. Die Abschiedsworte des Bubenreuther Philisters Dorn lauteten: „Mit unserer Madame ist ein Stück Bubenreuther Tradition ins Grab gesunken. Sie war mehr als die Wirtin der Mörsbergei, sie war uns Idee, Idee der Verbundenheit mit Bubenreuth“.

Die Wiege der Nannette Karoline Mörsberger stand in Baiersdorf. Am 18.Juli 1843 ist sie als die Tochter des Schreinermeisters Georg Konrad Walz geboren. In Rechtschaffenheit und Gottesfurcht, wie es in ihren eigenhändigen Aufzeichnungen heißt, wurde sie im elterlichen Hause erzogen. Sie kam dann als Dienerin zu Freifrau Karoline von Tucher in Nürnberg, bei der religiöses Leben eine Heimstätte hatte. Am 20. Januar 1885 heiratete sie den Gastwirt Ferdinand Mörsberger in Bubenreuth, dessen erste Frau Margarete im Jahr vorher gestorben war. Getraut wurde sie in der Altstädter Kirche von Stadtpfarrer Winter und die Burschenschaft der Bubenreuther nahm an dieser Feier ebenfalls teil. Somit wurde sie die Nachfolgerin der „Madame“ der alten Bubenreuther Generation.

Die Bubenreuther und auch die „Madame“ hatten ihre Regeln. Es hat keiner von den Burschenschaftlern gewagt, nach Bubenreuth zu kommen und sich sofort an den Biertisch nieder zu lassen. Der erste Gang und Gruß galt der Madame. In einer alten Bubenreuther Zeitung ist zu lesen: „Sie hat ihre Bubenreuther betreut, nicht nur als Wirtin, sondern gar manchmal als mütterliche Mahnerin und Beraterin. Sie hatte, wie die Sage geht, bei manchen das „Aufschreiben“ nicht so genau genommen, sonder verfuhr mehr summarisch, nicht zum Nachteil der Schuldner.“ Fast fünfzig Generationen von Bubenreuthern hat sie gesehen, Pfarrer und Schulmänner, Ärzte und Juristen und solche die das Studium der Theologie mit des Königs Rock vertauscht hatten, haben ihr gehört, waren ihre Bubenreuther. Die Madame hatte ein erstaunliches Personengedächtnis, sie kannte selbst nach Jahrzehnten jeden Bubenreuther beim Namen. Kam ein junger Ehemann nach Bubenreuth, dann durfte er es nicht unterlassen, seine Frau der Madame vorzustellen, denn an dem Schicksal eines jeden Einzelnen nahm sie lebhaften Anteil.

Am 22. April 1887 starb ihr Mann Ferdinand Mörsberger. Mit der ihr eigenen Energie führte sie die Mörsbergei weiter, bis zum Jahr 1900, wo sie das Anwesen ihrem Sohn Jean übergab. Nannette Karoline Mörsberger bezog das kleine Häuschen neben dem Salettle und seitdem trägt dieses Haus den Namen „Madamehaus“. Erst im Jahr 1928 zog sie im Alter von 85 Jahren in das Haus ihres Sohnes, wo sie von ihrer Schwiegertochter gepflegt wurde, bis sie in der Nacht von 11. auf 12. Dezember 1931 sanft entschlief.

Text und Foto Heinz Reiß